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Die Katzen von Kapsali von Andreas Niedermann

Franz Dobler hat in seinem Blog bereits 3 wunderbare Auszüge aus dem neuen Roman “Die Katzen von Kapsali” des Schriftstellers Andreas Niedermann aus Wien vorgestellt. Ein unbedingt lesenswertes Buch über Arbeiten, Jobs, Ein- und Ausstellung.

Hier die Lesebeispiele:

andreas niedermann, katzen

“Er sieht aus wie 74, macht auf 30, ist aber 45 und seit 3 Jahren in Pension, und ich folge ihm in Gedanken in seine Schweinsbraten durchfurzte Wohnung, wo er zusammen mit Hundi lebt, den er als einzigen auf der Welt lieb hat, weil der ihn nie betrügt und immer so dankbar schaut, wenn er ihm eine neue Dose gegrillten Neger aufmacht.”

“Ich entstamme einem Milieu, in dem Arbeiten gleichgesetzt war mit Leben. Ich fing auch schon sehr früh damit an und hatte meinen ersten, regelmäßigen Job mit 10?, sagt der Autor in einem kurzen Interview im Anhang, und: “beinahe alle Schriftsteller in der Schweiz waren Lehrer. Bis auf einige, großartige Ausnahmen. Man bezog ein gutes Lehrergehalt und erledigte das Bücherschreiben in den Ferien. Für mich war und ist Schriftstellersein eher eine Art zu leben…”

“Die ganze Nacht über Vibration und Gebrumm. Ich versuchte etwas Schlaf zu finden. In einem Pullman-Sessel. Inmitten all der Deutschen, die gleich eine Art Camp errichtet hatten. Mit Schlafsäcken, Decken, Rucksäcken, Kulturbeuteln und Plastikflaschen. Die paar Griechen, die es hier ebenfalls gab, hatten sich in die Sessel gefläzt und losgeschnarcht. Das können die. Ich dagegen kriegte kaum ein Auge zu.” (Andreas Niedermann)

Bestelle das Buch am besten direkt beim Songdog Verlag. Und ebenfalls unbedingt lesenswert – das Blog von Andreas Niedermann.

Die Katzen von Kapsali

Everything you need is Andreas Niedermann – ich freu mich sehr auf den neuen Roman…

Andreas Niedermann

„…Ich wollte ein Buch über die Jobs schreiben, mit denen ich über all die Jahre mein Geld verdient habe. Es müssen an die 50 gewesen sein. Es sollte sehr schnell und assoziativ geschrieben werden. Ich fing damit an, und mit einem Mal, war da auch dieser spontane Trip nach Griechenland.

Das war in Ordnung. Ich nahm ihn mit hinein. Und auch diese drei Katzenbabys, unten, im Süden von Kythira, die ich gesäugt und aufgepäppelt habe. Eigentlich gegen meinen Willen.

Aber damals geschah beinahe alles gegen meinen Willen, und da konnte ich auch drei Katzenbabys das Leben retten. Danach taten sie etwas, das mich sehr berührt hat, und das mir seither wie eine Art Gleichnis für mein Leben, und das meiner Freunde, erscheint…“

Eine Leseprobe:

„Im Morgengrauen erreichten wir Belgrad. Ich war beeindruckt. Die Hochhäuserplatte der Vorstädte. Die Zigeuner am Straßenrand. Der Müll. Ich hatte nicht wirklich eine Vorstellung, wo genau ich mich befand. Auf einer Raststätte mit Lastwagen ließen sie mich raus. Sie wollten nach Norden.

Über Ungarn nach Wien. Ich wollte einen Lastwagenfahrer fragen, ob er mich mitnahm. Richtung Westen. Österreich. Italien. Schweiz. Egal. Ich besaß noch drei Schachteln Zigaretten und eine Flasche Ouzo, die ich mir auf dem Fleischmarkt in Athen gekauft hatte.

Mein Trost für hungrige, traurige Stunden. Für Trübsal und Pech. Gegen Regen und Unbill aller Art. Es war Ende Oktober. Das merkte man hier noch nicht so. Ich meine, ich wusste nicht, wie Oktober in Belgrad auszusehen hatten. Ich hatte meinen Schlafsack. Ich wusste nicht, wie lange ich noch unterwegs sein würde.

Das konnte Tage dauern. Oder noch mehr Tage. Ich besaß nur noch Hemd und Hose und Stiefel. Unterhosen und Socken waren unterwegs verloren gegangen. Dylan war noch da. Auch mein Notizbuch. Von meinen spanischen Botines löste sich die Brandsohle.

Ich glaube, Wien gab mir noch etwas Geld, als wir uns zum Abschied küssten. Sie sagte es sei für das Buch mit den Gedichten, dass sie hiermit gekauft habe. Sie war cool. Kein Rumgedruckse, keine Versprechungen von wegen, wir werden uns wieder sehen und Schmu. Ich war nicht so cool.

Ich war Coolness nicht gewohnt. Mecki offenbar auch nicht. Er keifte wegen irgendeiner Sache rum. Ich konnte mir gut vorstellen, wie es jetzt im VW-Käfer weiterging, wenn sie allein waren.

Dann sprach ich einen freundlich aussehenden Trucker an. Die Kiste hatte österreichische Kennzeichen. Er sagte, er könne mich bis Maribor mitnehmen. Gut, sagte ich. Keine Ahnung, wo Maribor lag.“

Andreas Niedermann
Die Katzen von Kapsali
110 Seiten / Softcover
11,5 x 18 cm
ISBN 978-3-9502890-2-2
Euro 14.– / CHF 25.–

Rock´n´Roll Fever, Franz Dobler

Rock´n´roll fever – Franz Dobler zu Gast bei „Was ist Musik“ bei byteFM.

Es war ein Mal ein begeisterter Fan der populären Musik. Der macht seine Liebe zum Beruf und eröffnet in Berlin einen Plattenladen. Der Laden läuft mehr schlecht als recht und irgendwann fängt unser Fan an, seine Idole zu zeichnen. Die Bilder hängt er ins Schaufenster, und schon bald verkauft er mehr Zeichnungen als Schallplatten. So beginnt das Märchen von Guido Sieber.

Franz Dobler

Unter dem Titel „Rock´n´Roll Fever“ sind Guido Siebers Bilder im Frankfurter Caricatura Museum seit dieser Woche zu sehen. Der Augsburger Schriftsteller Franz Dobler hat sich von den tragikomischen Zeichnungen zu kommentierenden Texten inspirieren lassen.

Daraus ist eine ganze Geschichte der populären Musik des 20.Jahrhunderts geworden. Was nicht heißt, dass der Tod von Dennis Hopper, die Wiedervereingung von Take That oder die Angriffe auf John Lydon wegen dessen Boykott eines Israel-Boykotts nicht vorkommen… Geschichte auf der Höhe der Zeit.

Dienstag, 5.10. 10-12 Uhr
Mittwoch, 6.10. 6-8 Uhr
www.byte.fm/

Newsletter vom Libelle Verlag

Hier wieder ein herrlicher Newsletter von Ekkehard Faude – Viel Spaß!

Dieser 23. Newsletter handelt diskret von vier Novitäten, für die vor 125 Jahren schon der Satz fiel: »Man muss den Kopf hinein- und immer wieder hinausstecken können und nichts Gewohntes um sich finden«.*)

Damen und Herren vom Stamme des blätterwendenden Lesens,
Freundinnen und Kollegen …

1. Arno Borst »Meine Geschichte«: Wir freuen uns, dass der Lebensrückblick des Gelehrten und Mediävisten für die Auszeichnung »Das Historische Buch des Jahres« nominiert ist. Eine hochkarätige Jury entscheidet bis zur Buchmesse darüber.

2. Sie sind am kommenden Sonntag, 18 Uhr, zufällig in Engen in Nähe der Stadtbücherei? Dort wäre Fritz Mühlenweg das Thema.

3. Dann könnten wir uns am 3. Oktober in Gottlieben sehen. Liegt zwischen Paris und Dresden,
eine kleine Fußstunde westlich von Konstanz. Am Rheinufer entlang führt der Weg, für Wanderer und Radfahrerinnen.

• Paris? Wir könnten zwar auch Georges Perecs druckfrischen »Versuch, einen Platz in Paris zu erfassen« vorstellen. Aber von dieser Trouvaille werden Sie noch genügend anderswo lesen.

• Dresden? Nelly Dix ging dort bis 1933 in eine fortschrittliche Schule. Weil die Nazis ihren berühmten Vater Otto Dix aus der Akademie warfen, kam sie an den Bodensee. Von einem Jahr Zirkustournee abgesehen – die 15-Jährige war wegen ihrer Reitkunst angeheuert worden – lebte, malte und schrieb die ungewöhnlich Begabte in Hemmenhofen, bis zu ihrem frühen Tod 1955. Zu Lebzeiten wurde nichts von ihr gedruckt. Nun aber:

Nelly Dix: »Ach meine Freundin, die Tugend ist gut, aber die Liebe ist besser.«
(228 S., br., mit einem Umschlagbild von Fritz Mühlenweg, )

• Gottlieben? Es erwartet Sie eine vergnügliche Lesung, lebendige und literaturnahe Musik von Christine Forster; den Echoraum der Nelly Dix am Bodensee erkundet Ekkehard Faude.
Sonntag, 3. Oktober, 11 Uhr, Bodman-Haus in Gottlieben, unübersehbar in der Dorfmitte.

Sehn wir uns?

4. Ludger Lütkehaus liest. Am selben Ort, Bodman-Haus Gottlieben, 18. November, um 20 Uhr, geht es um einen eigenständigen Denker, den die Neue Zürcher Zeitung einst den »Buddha vom Bodensee« nannte: Fritz Mauthner. Auch wer das Nachwort von Ludger Lütkehaus zu unserer Neuausgabe von Mauthners »Der letzte Tod des Gautama Buddha« schon gelesen hat, kann sich auf einen inspirierenden Abend freuen.

5. War sonst noch was in diesem Sommer? Ach ja: Roman Polanski schreibt mit Yasmina Reza zusammen das Drehbuch für die Verfilmung von »Der Gott des Gemetzels«. Das Stück läuft (gedruckt) bei uns seit fast vier Jahren. (Bücher. Schon vor jeder Verfilmung spendieren sie Bilder für die Welt im Kopf.)

6. Suchen Sie uns nicht in Frankfurt an der Messe – – – Wir waren die letzten 23 Jahre dort. War schön und anstrengend. Nun gilt Kohelet 3,1. Was wir vermissen werden? Die unvordenklichen Treffen vielleicht. Wie im letzten Jahr, als am ersten Messemorgen Ulrike Draesner, Petra Gerster und Angelika Overath zufällig gleichzeitig an unserem Stand eintrafen. – Den diesjährigen Messestand machen wir bei perlentaucher.de auf. In den kommenden zwei Wochen. Auch Werner Otto von Hentigs Weihnachtsbrief aus dem Jahr 1943, mit nachgereichten Erinnerungen von Hartmut von Hentig, ist mit dabei: »Aber das Bild soll Euch bleiben«.

7. Wer in nächster Zeit über Stuttgart nach Mailand fährt, sollte in Singen einen Zug überspringen und sich die beeindruckende Ausstellung (Fotografien und Malerei) von Matthias Holländer anschauen: http://www.nordagenda.ch/Matthias-Hollaender—-Nature-Morte–nordagenda-39656–.html. An den vorausweisenden Text von Adolf Muschg in unserem Buch «Matthias Holländer – Das Licht der Dinge» hat der Leiter des Kunstmuseums, Christoph Bauer, bei der Vernissage noch einmal kräftig erinnert.

Lesen wir weiterhin anmutend gedruckte Bücher? Und bestellen womöglich noch im Herbst eines unserer lieferbaren??
Freundlich grüßen die Verlegerei und Ihr
Ekkehard Faude

22. September 2010

*) »Ein Buch, wie dieses, ist nicht zum Durchlesen und Vorlesen, sondern zum Aufschlagen, namentlich im Spazierengehen und auf Reisen, man muss den Kopf hinein- und immer wieder hinausstecken können und nichts Gewohntes um sich finden.«
Nietzsche, Morgenröthe, 454