Archiv der Kategorie: Bücher

Bücher

Peter Heisch, Worthülsenfrüchte

Peter Heisch (*1935) ist in der südbadischen Ortenau aufgewachsen und lebt seit über 50 Jahren in Schaffhausen, wo er bis zu seiner Pensionierung als Chefkorrektor bei den «Schaffhauser Nachrichten» tätig war.

Anders als Bastian Sick, der mit den «Zwiebelfisch»-Kolumnen auf «Spiegel Online» und seinen Bestsellern bekannt wurde («Der Genitiv ist dem Dativ sein Tod»), sind Heischs Sprachglossen eher unter den Lesern der «Schaffhauser Nachrichten» bekannt.

WorthuelsenfruechteNun hat der Schweizerische Verein für die Deutsche Sprache (SVDS) Heischs «Worthülsenfrüchte» herausgegeben. Sie zu kosten macht Spass – denn sie sind leicht bekömmlich, dem Autor sind schulmeisterliches Verhalten gänzlich unbekannt.

Kein Purist zwar, aber dennoch ein sensibler Sprachliebhaber und präziser «Wort-Aufspürer». Im Klappentext heisst es, dass die Sprache «einem ständigen Wandel unterworfen ist». Heisch rückt in seinen Sprachbetrachtungen falsche Metaphern ins rechte Licht, zeigt grammatikalische Fehler auf und geht unbedarften Redensarten auf den Grund. Oft greift er dabei auf interessante philosophische und sprachhistorische Belange zurück.

Peter Heisch Worthülsenfrüchte, 83 Sprachbetrachtungen, Hg.
Schweizerischer Verein für Deutsche Sprache, Friedrich Reinhardt Verlag,
Basel, 2009 Seiten, 26 Euro.

Denis Goldberg, Ein Leben für die Freiheit in Südafrika

Eine Autobiografie aus dem Englischen übersetzt und bearbeitet von Birgit Morgenrath?.

Denis Goldberg, 1933 als Sohn einer jüdischen Familie in Kapstadt geboren, war einer der weißen Kämpfer gegen das Apartheidregime in Südafrika.  Als die Befreiungsbewegung ANC 1961 einen bewaffneten Arm gründete, schloss sich Goldberg der Gruppe an. Zwei Jahre später wurde er verhaftet und gemeinsam mit Nelson Mandela wegen Hochverrats zu lebenslanger Haft verurteilt.

Denis Goldberg verbrachte 22 Jahre im Gefängnis. 1985 wurde er aus der Haft entlassen und nach Israel abgeschoben. Ungebrochen kämpfte er aus dem Exil weiter für die Abschaffung der Apartheid und vertrat den ANC im Anti-Apartheid-Komitee der UNO. 2002 kehrte er nach Südafrika zurück.

In dem spannenden Buch erzählt Goldberg die Geschichte seines Lebens, die zugleich eine Geschichte des langen Weges Südafrikas in die Freiheit ist. Dem Buch ist eine DVD mit Texten, Fotos und Dokumenten zum Leben des Autors beigelegt.

ISBN 978-3-935936-90-3?304

Die Pirahã im brasilianischen Urwald

Die Abenteuer eines Forschers im Urwald von Brasilien

Daniel Everett zog aus, die Pirahã im brasilianischen Urwald als Missionar zum Christentum zu bekehren. Doch es kam anders –  durch die Begegnung mit den glücklichen Pirahã verlor er seinen Glauben. Der Abenteurer und Forscher Daniel erzählt in seinem Buch von einer fremden Welt, die ihn mit einer ungewöhnlichen Sprache sowie einer völlig anderen Art zu denken konfrontierte.

Everett 1977 reiste mit seiner Familie an den Amazonas und begann die Sprache der Pirahã zu lernen. Er stellte jedoch schnell fest, dass vieles anders ist, als er erwartet hatte. Die Pirahã kennen keine Farbbezeichnungen und keine Zahlen, und sie können auch nicht rechnen. Sie sprechen nicht über die ferne Vergangenheit – über Dinge, die sie nicht selbst erlebt haben, über Fantasieereignisse oder die Zukunft. Persönlicher Besitz bedeutet ihnen nichts.

Everett verbrachte sieben Jahre bei den Pirahã und ist fasziniert von ihrer Sprache, ihrer Sicht auf die Welt und ihrer Lebensweise. Sein Buch (Das glücklichste Volk: Sieben Jahre bei den Pirahã-Indianern am Amazonas) ist eine gelungene Mischung aus Abenteuererzählung und der Schilderung spannender anthropologischer und linguistischer Erkenntnisse.

Everetts Fazit: «Ich stellte fest, dass sie bereits glücklicher waren als alle Christen, die ich kannte», sagt er. «Sie sind glücklicher wegen ihrer inneren Kraft und der kulturellen Werte, die westliche Kulturen nicht mehr besitzen.»

News von Libelle-Verlag

In diesen News kommen Worte wie Axolotl oder Schwanzlurch nur exakt an dieser Stelle vor. *)

1. Wer am Wochenende das schlechte Wetter gegen Bücherschätze in schönem Ambiente eintauschen will: Der gesamte Verlag nimmt an der Buchmesse «Luzern bucht» teil.
www.literaturfest.ch

In der Luzerner Kornschütte stehen weniger Lesesofas im Scheinwerferlicht. Dafür ist Zeit. Für Gespräche über unverwechselbare Büche, die auch gleich erworben werden können.

2. Die DHL (vulgo Paketpost) hat, 5 Wochen zu spät, den Behälter mit einem Frühjahrsprospekt wiedergefunden, der nach dem 18. Dezember in ein Schwarzes Loch gefallen war. Der Buchhandel hätte daraus erfahren, dass der Verlag im Sommer ein beeindruckendes Buch für den nächsten Advent bringt: Werner Otto von Hentig «Aber das Bild soll Euch bleiben.» Es ist der Brief, in dem der Diplomat, zwei Wochen nach dem Untergang des Familienhauses in einem Luftangriff auf Berlin, für seine Kinder noch einmal Zimmer um Zimmer beschreibt. Ein Weihnachtsbrief 1943. Aus heutiger Sicht hat Hartmut von Hentig, der als 18Jähriger den Feuersturm miterlebte, in einem hintergründigen Brief den Text erweitert.

3. Es ist Anfang März und nur noch bis zum 31. gilt der Einführungspreis von € 29,90 für Arno Borsts «Mönche am Bodensee». Danach müssen die 680 fein gedruckten Seiten Mittelalter moderate 34,80 kosten. Wer für die nächsten zehn BeGeBes (Besonders Gediegene Buchgeschenke) rechtzeitig vorsorgt, kann 49 € sparen und diese den nahenden Sommer lang in eiswürfelgestützte Getränke umsetzen.

4. Ilse Helbich («Schwalbenschrift») war dieser Tage in der Sendereihe «Menschenbilder» (Oe1) zu hören. Bernadette Conrad («Nomaden im Herzen. Literarische Reportagen») wird mit dem Walliser Medienpreis ausgezeichnet.

5. Wer im Frühjahr noch Urlaub ansteuert, sollte nach Paris, Place St. Sulpice. An drei Tagen im Oktober 1974 hatte sich dort Georges Perec niedergelassen und aufgeschrieben, was er sah. Der Libelle-Verlag bringt diese parisische Trouvaille  im Herbst in der Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel.

4. März 2010

*) Diese Reizworte um Bewohner von Feuchtgebieten sollten hier nur Traffic generieren. Aber Sie wollten doch erfahren, wie hellsichtig sich ein 90jähriger aufregen kann? «Die meisten Filme und Bücher werden heute von Menschen gemacht und geschrieben, die das Leben nicht lieben. Die würde ich am liebsten in den Hintern treten und Ihnen sagen: Verdammt noch mal, Ihr seid lebendig! Das ist ein Wunder, das ist großartig, du kannst lieben!» Ray Bradbury (im Interview mit Denis Scheck)

Libelle Verlag
Ekkehard Faude | Elisabeth Tschiemer
Sternengarten 6
8574 Lengwil/Bodensee
www.libelle.ch