Musikalischer Jagdausflug mit Sequoia Crosswhite

von Norbert Mallik. „Bis Ostern bin ich wieder zurück“ … sicher hat Sequoia Crosswhite (33) seinen drei Kindern das zum Abschied gesagt, als er sich aufmachte, um für knapp zwei Wochen bereits zum zweiten Mal seine Freunde in Deutschland zu besuchen. Begonnen hatte das alles 2009, als Mahto Cikala (Kleiner Bär), so der indianische Name von Sequoia Crosswhite, den Pensionär Eduard Winter auf einer seiner Reisen in die USA nach Süd Dakota kennenlernte.

Sequoia Crosswhite

Sequoia Crosswhite, Foto: Claudia Heidrich

Eduard Winter aus Oberstimm bei Ingolstadt ist ein passionierter Indianer-Hobbyhistoriker und koordiniert die Vortragsreihen von Sequoia Crosswhite und kümmert sich so um seinen „Neffen“.

„Lakota Ista Ota I Optya – Mit den Augen der Lakotas“ war die Reihe betitelt, mit der Sequoia im bayerischen Oberstimm und Pfaffenhofen über seine „farbenfrohe Kleidung, und mit majestätischem Auftreten eines Lakota-Prärieindianers“ zu beeindrucken wusste, so die Lokalpresse. Auch Schulklassen unterrichtete Sequoia und verblüffte die Kinder durch seine professionellen Arbeitsblätter.

Man merkte ihm an, dass er gerne mit Kindern arbeitet und das ist auch genau sein Beruf. Als Studienberater für kulturelle Beziehungen an der Black Hills Children‘s Home Society in der Nähe von Rapid City gibt er dort Unterricht an Kindern von 4 bis 13 Jahren, besonders in Musik und in der Lakotasprache.

Sequoia Crosswhite

Hubl Greiner, Annegret Enderle, Sequoia Crosswhite, Jens-Peter Volk, Foto: Claudia Knupfer

Mütterlicherseits ist Sequoia Nachkomme von Dakota Chief War Eagle, der schon bei der Schlacht um 1812 als Diplomat mit Oberhäuptling Tecumseh wirkte; und von dem Lakota Chief Swift Cloud, der bei der legendären Schlacht um 1876 am Little Big Horn beteiligt war. Sequoia selbst gehört zum Stamm der Oohenunpa-Lakota, auch bekannt als Two Kettle Lakota Sioux. Der Vater von Sequoia hat deutsche Wurzeln.

Sein Urgroßvater wanderte von Deutschland nach den USA aus. Sequoias Großvater wiederum half im Zweiten Weltkrieg als Bomberpilot dabei, Deutschland von dem verbrecherischen Naziregime zu befreien. Sequoia erzählte oft, dass sein Großvater nach dem Krieg Deutschland besuchen wollte, wohl auch um seine Kriegserlebnisse zu verarbeiten. Als die Reisevorbereitungen soweit gediehen waren, starb er plötzlich.

Seine Tour führte ihn über Bad Bayersoien, wo er in einer Pizzeria aufspielte, weiter nach Konstanz und von dort nach Zürich ins nonam-Indianermuseum. Als rappender Indianer war er angekündigt und begeisterte in einer Nachmittags- und einer Abendveranstaltung kleine und große Besucher. Die neue Museumsdirektorin Heidrun Loeb führte ihn zudem durch die noch bis zum 31. Oktober geöffnete Ausstellung „Faszination Indianer“.

Sequoia Crosswhite

Sequoia Crosswhite, Annegret Enderle, Norbert Mallik, Foto: Claudia Knupfer

Musikalischer Höhepunkt seiner Reise war sicherlich sein Konzert im Konstanzer Contrast-Jugendclub. Hubl Greiner, Schlagzeuger und Leiter der einstigen Kultband „The Blech“, hatte eine Band zusammengestellt und lud zur Probe bei sich zu Hause: Annegret Enderle (Violine), Jens Volk (Bass), Norbert Mallik (Stimme, Gitarre) und natürlich Sequoia, der seine eigenen Lieder sang und auf der Gitarre begleitete. Ein Stück wurde kurzerhand von Johnny Cash ausgeliehen, aber: „Auch Jimi Hendrix hatte indianische Wurzeln, Miles Davis, Johnny Cash, …“ Viel Zeit zum Proben blieb nicht und was an Routine fehlte, wurde durch die Spielfreude mehr als wettgemacht.

Das Publikum dankte es mit Applaus und einer Superstimmung. Sequoia Crosswhite gewann sein Publikum schnell mit einer unglaublich guten Bühnenperformance, die er mit einem lässigen Charme daherbrachte. Er rappte zunächst alleine mit Bemalung und sang dann verstärkt mit der Band Lieder über die Heruntergekommenheit der Black Hills, dem schnellen Leben mit Zuckerguss, dem Chill der Eitelkeit und über sein Volk, die Lakota. Der Auftritt hat den Musikern solchen Spaß gemacht, dass beschlossen wurde, für Anfang 2013 gleich mehrere Konzerte zu planen.

Für Sequoia war der Aufenthalt sicher ein Vergnügen wie auch eine erfolgreiche Jagd in einem nicht mehr ganz so fremden Land. Zwei anstrengende aber auch erlebnisreiche Wochen lagen hinter ihm, als er Ostersamstag den Rückflug antrat und einiges an Schokoeiern für seine Kinder im Gepäck hatte.

Als alleinerziehender Vater blieb ihm nicht viel Zeit, um sich auszuruhen, gleich wird er seine Verwandten von der Kinderbetreuung entbinden und uns seine gute Ankunft mitteilen: „Die Müdigkeit ist wieder vorbei, alles ok, meine Kinder haben gerade Eier gejagt“. Was bei uns die Eiersuche ist, ist in Amerika die „Egg hunt“, die Eierjagd. Aber weglaufen tun die Eier dort auch nicht.

Züricher Indianermuseum: www.nonam.ch
Black Hills Children‘s Home Society: www.chssd.org/Childrens_Home_Society