Archiv der Kategorie: Beiträge von Michael Heisch

Sonic Youth – Sensational Fix

Seit der Gründung im Jahr 1981 war die Experimental-Rockband Sonic Youth mehr als nur eine Band. Sängerin und Bassistin Kim Gordon und Sänger/Gitarrist Lee Ranaldo studierten zuvor in den 70er Jahren Kunst. In den späten Siebzigern kamen sie in Kontakt mit Thurston Moore (Gesang/Gitarre), 1985 übernahm Steve Shelley die Drummsticks.

Sonic Youth

Das Buch „Sensational Fix“ hält eine eindrückliche Fülle von Fotomaterial, Zeichnungen und Texten zusammen; viele namhafte Künstler legen ausserdem darin Zeugnis ihrer Zusammenarbeit mit den begnadeten Lärm-Artisten ab. Auch wenn Sonic Youth nicht als eine vordergründig politische Band etikettiert werden kann, spürt man in allen Artefakten ein Unbehagen und ein tief empfundenes Misstrauen gegenüber der amerikanischen Gegenwart. Sonic Youth hält das Brennglas dorthin, wo der „Amerikanische Traum“ vielleicht am verletzlichsten ist und schnell zu einem Albtraum mutieren könnte.

Sonic Youth arbeitete in den frühen 80ern unter anderem mit dem Underground-Filmemacher Richard Kern zusammen, der sich damals genauso mit der dunklen Seite Amerikas beschäftigte – Kerns Filme passten perfekt zu den düsteren Sounds des „Bad Moon Rising“-Albums. „Sensational fix“ ist ein ausladender Trip durch 30 Jahre US-amerikanische Gegenkultur, durch die Brille von Sonic Youth betrachtet.

SONIC YOUTH, „SENSATIONAL FIX“: “Mit Beiträgen von Kim Gordon, Roland Groenenboom, Richard Hell, Carlos van Hijfte, Mike Kelley, Jutta Koether, Lydia Lunch, John Miller, Gene Moore, Thurston Moore, Aaron Mullan, Lee Ranaldo u.v.a. 720 Seiten, mit meist farbigen Abbildungen, Paperback, mit zwei Singles – Text in engl. Sprache. ISBN: 978-3-86560-539-9 (von Michael Heisch)

Wätterschmöcker

Ein Film von Thomas Horat.

„Das kann ich ja nicht schmöcke“ folgt im schweizerischen Umgangston schnell als Reaktion auf eine unmöglich zu beantwortende Frage oder wenn aufgrund mangelnder (Vor-)Kenntnisse ein Fehler begangen wurde. Vom menschlichen Riechorgan wird also viel abverlangt – etwa „die Nase nach vorne zu halten“, um womöglich in die Zukunft zu blicken, was sich dann insfoern als sehr tückisch erweist, wenn beispielsweise Wetterprognosen anzustellen sind.

Der Filmemacher Thomas Horat realisierte mit „Wätterschmöcker“ einen 90minütigen Dokumentarfilm und porträtiert darin sieben Innerschwyzer Wetterpropheten, die das Wetter jeweils für ein halbes Jahr voraus sagen. Denn: das Wetter in der Mythenregion haben sie im Gefühl, und darüber hinaus sind diese einheimischen Originale nicht nur wetterfühlig – sie können sozusagen den Schnee von morgen und den Regen und die Sonne der Folgetage geradezu riechen.

Horat hat die Wätterschmöcker lange Zeit begleitet und bei ihrer Arbeit beobachtet. Der Film hält ein Jahr lang den Alltag der Wetterpropheten fest. Doch der Film dreht sich nicht nur um Prognosen und Naturbeobachtungen.

«Ausgehend von den Porträts der Wetterpropheten geht es in diesem Film um eine Hommage an das Alte Land Schwyz mit seinen Bewohnern, Schönheiten und Eigenheiten (lokale Volksfeste und Bräuche) – allem voran den unverfälschten Dialekt.» Der unverfälschte Dialekt wird im Übrigen mit hochdeutschen Untertiteln versehen. Eindrücklich führt die Kamera von Salome Pitschen durch den Wechsel der Jahreszeiten. Untermalt wird das filmische Werk mit Musik der Hujässler und vielen anderen Musikanten.

www.mythenfilm.ch

Opulente Täler und Schluchten

Der Schweizer Bernhard »Cosey« Cosandey konnte sich mit seinem Werk »Auf der Suche nach Peter Pan« als einer der bedeutendsten, europäischen Comicautoren etablieren. Ursprünglich kam »Peter Pan« 1987 in zwei Bänden im Hamburger Verlagshaus Carlsen heraus. Nun liegt eine neu übersetzte Gesamtausgabe mit bislang unveröffentlichtem Zusatzmaterial sowie einer Cosey-Biographie vor. Diese opulente Neuauflage der viel zu lange vergriffenen Graphic Novel ist zu einem umfassenden Sammlerstück angeschwollen. Und es lohnt sich.
Comicautor

Jene »Suche« zwischen Täler und Schluchten umweht ein nostalgischer Hauch, im Grunde genommen ist die Geschichte schnell erzählt: Die Walliser Alpen, 1930. Ein abgelegener Ort in der Schweiz mit einer bezaubernden, wenn auch gefährlichen Landschaft. Die Bewohner wissen mit Naturgewalten umzugehen und wie in einer engen Gemeinschaft Allianzen zu bilden sind. In diese Abgeschiedenheit zieht es Melvin Woodworth, einen erfolgreicher Romanautor. Er sucht Inspirationen für ein neues Werk. Aber nicht nur – Woodworth ist auf der Suche nach Erinnerungen an seinen Halbbruder Dragan, einen erfolglosen Komponisten, der vor langer Zeit in dieser Bergwelt den Tod fand. Die Geschichte bietet zudem allerhand Gelegenheiten, um knorrige Personen und Charaktere einzuführen.

Da gibt es etwa den alten Falschmünzer, der permanent auf der Flucht vor der Polizei ist, einen unwirschen Kutscher und eine unbekannte Schönheit, die im Bergsee badet. Zudem klimpert ein geheimnisvoller Pianospieler nachts im Grand Hotel exakt jene Melodie, die Woodworth von seinem verstorbenen Bruder her kennt. Es ist eine Geschichte, voll gespickt mit inneren Reisen, Erinnerungen und Wünschen, und vielleicht steckt darin ebenso die Suche nach der grossen Liebe.

Das Album hat nun natürlich nichts oder nur gering mit James M. Barries Roman zu tun. Zwar werden einzelnen Kapiteln Zitate aus »Peter Pan« vorangestellt, was aber mehr oder weniger assoziativen Charakter trägt, wie sich ohnehin die einzelnen Episoden beinahe traumartig einander reihen. Coseys Erzählweise ist gewohnt ruhig und doch voller Tiefe und Intensität. Mag sein, dass der Plot ganz einer klassischen Abenteuergeschichte mit versteckten Geheimgängen folgt (die obligate Liebesgeschichte fehlt natürlich ebenso wenig).

Der Comicautor versteht es hierbei vorzüglich, ruhige Stimmungen in knisternde Spannungen umzuwandeln. Drohende Gefahren hört man geradezu anschwellen, etwas Musikalisches liegt dann plötzlich in der Luft. Es ist diese Stille unter der Eisdecke, die sich aus einem kaum merkbaren Knirschen crescendo-artig ins Unheimliche steigert und den Leser immer wieder verblüfft und fesselt. Von Michael Heisch

Cosey: »Auf der Suche nach Peter Pan«,
160 Seiten, gebunden, 26.- Euro, Cross Cult, ISBN 978-3-941248-33-5.

Boxmeeting in Zürich

Auch in diesem Frühjahr veranstaltet der traditionsreiche Box Club Zürich im Zürcher Sihlhölzli ein Boxmeeting. Am 29. Mai 2010 wird der Boxring Hilden zu Gast sein und dem Publikum spannende Kämpfe und viel Ringatmosphäre bieten.

Der Boxring Hilden kann auf eine ähnlich lange Tradition wie der Box Club Zürich zurückblicken. Bereits 1950 wurde in der örtlichen Spielvereinigung 05/06 eine Boxabteilung gegründet, die schliesslich in die Gründung des selbstständigen Boxvereins Boxring Hilden 1950 e.V. im Oktober 1952 mündete.

Boxclub Meeting

Für die Zuschauer wird dieses Meeting spannende Kämpfe bieten. Von Zürcher Seite werden die Schweizermeister 2009 Sandra Steiner und Marcelo Santana antreten, dazu aber auch zahlreiche weitere Talente wie Eljes Kamili oder Nawshirwan Barzinje.

Türöffnung um 19:00 Uhr, 20.00 Uhr: Staffelkämpfe.
Präsident des Box Club Zürich ist übrigens der Bassist und Künstler Michael Heisch!